Als gaebe es kein Gestern by Winkelmann Kirsten
Autor:Winkelmann, Kirsten [Winkelmann, Kirsten]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Gerth Medien
veröffentlicht: 2013-11-28T23:00:00+00:00
Kapitel 27
Zwei Wochen später befanden sich Arvin und Livia auf einem der Spaziergänge, die sie seit dem Notartermin immer gemeinsam unternahmen. Spike rannte gerade begeistert durch das Unterholz und lieà es dabei ordentlich rascheln und knacken, während Arvin und Livia den Weg einhielten, der ganz in der Nähe ihres Hauses durch ein groÃes Waldstück führte. Es war Viertel nach fünf, die typische Zeit für den Rundgang, auf den Arvin sonst immer nur Spike mitgenommen hatte.
Wie immer gingen Arvin und Livia dicht nebeneinander, berührten einander aber nicht. Das war typisch für die Beziehung, die sie nun pflegten. Sie war durch Höflichkeit und Entgegenkommen, aber auch durch Zurückhaltung gekennzeichnet.
âIch kann immer noch nicht fassen, dass du Spike bei mir lassen wolltestâ, sagte Arvin in diesem Moment. âDabei weià ich genau, wie gern du ihn hast.â
âDas war eine Entscheidung zu Spikes Gunstenâ, erwiderte Livia. âErstens wollte ich ihn nicht aus seiner gewohnten Umgebung reiÃen. Und zweitens hängt er sowieso mehr an dir als an mir.â
âEr hängt auch sehr an dir.â
Als wollte er genau das unter Beweis stellen, kam Spike in diesem Moment angerannt und stupste Livia in die Beine. Sie ging in die Hocke. âWas willst du denn, du alte Nervensäge?â, fragte Livia und wuschelte durch seine lange schwarze Mähne. Spike stieà ein paar herzergreifende Winseltöne aus. âEinen Stock soll ich dir werfen, was?â, lachte Livia und sah sich auch schon um. Hier im Wald war es zum Glück nicht schwer, ein geeignetes Objekt zu finden. Sie griff nach dem erstbesten Zweig, nahm ihn in ihre linke Hand, und schleuderte ihn so weit nach vorn, wie sie nur konnte. Als Spike hinterherschoss, wandte sie sich wieder Arvin zu. âSo etwas hätte ich ihm wahrscheinlich nie mehr bieten können. Erstens hatte ich geplant, in eine gröÃere Stadt zu ziehen. Die Wahrscheinlichkeit, dort Arbeit zu finden, ist sicher höher als hier auf dem Land. Und zweitens hätte ich dann den ganzen Tag lang irgendwo gearbeitet und kaum noch Zeit für ihn gefunden.â
âIch verbringe auch die meiste Zeit im Büroâ, gab Arvin zu bedenken.
âSchon. Aber ich hab darauf spekuliert, dass du ihn im Notfall mit ins Büro genommen hättest.â
Arvin lachte auf. âFrau Baumann wäre sicher begeistert gewesen. Sie hat Angst vor Hunden. Und schwarze Hunde sind für sie das personifizierte Grauen.â
Livia lächelte versonnen. Aber es war gar nicht so sehr der Gedanke an Frau Baumann, der ihr das entlockte. Eher war es Arvin. Wenn er lachte, wurde es Livia warm ums Herz. Früher hatte sie ihn nie lachen hören. Kein einziges Mal. Seit dem Notartermin war das anders. Nicht dass er ununterbrochen lachte. Nein, er lachte eher selten. Aber wenn er es tat, dann klang es so tief und voll ⦠so ansteckend, dass Livia warme Schauer über den Rücken liefen. Und auch sonst hatte er sich um hundertachtzig Grad gedreht. Livia ertappte sich in letzter Zeit immer häufiger dabei, dass sie sich auf seine Rückkehr aus dem Büro freute. Vor allem die Gespräche, die sie mit ihm führte, hatten es ihr angetan. Er war so ernsthaft und konnte zuhören wie kein Zweiter.
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